Einleitung

 

Am 11.2.1924 trat ich in die Genossenschaft der Missionsschw. vom hl. Herzen Jesu zu Hiltrup ein. Mein Postulat verbrachte ich im Kicickenbergschen? Institut zu Telgte. Nach beendigtem Noviziatsjahr sollte ich in Köln Krankenpflege erlernen. Doch der liebe Gott hatte es anders für mich bestimmt. Ich sollte zur Aushilfe mit in der großen Küche zu .....? hausen wo ich dann 6 Jahre verblieb. Manche frohe Stunde, jedoch auch manches Öpferchen wurden gebracht und erlebt. Das Ordensleben ist ja auch ein Opferleben. Dann hieß es Abschiednehmen von liebgewordener Stätte und mein neuer Wirkungskreis sollte das Kinderheim Unna auf der Insel Juist werden. Der Betrieb war mir gut bekannt, weil ich vor meinem Eintritt ins Kloster die Küche gerade dort erlernte. Dadurch wurde mir auch die Tätigkeit dort sehr erleichtert. Nach 4 jähriger Tätigkeit folgte nun für mich die plötzliche unerwartete Wendung.

Am 20.8.1935 erhielt ich dann von meinen Obern schriftlich die Nachricht, daß ich noch in die Mission nach Australien fahren dürfe. Ich war überwältigt von Gottes Güte und Liebe die so an mich gedacht. Ich konnte nur Dank stammeln. So Lebenslagen kann man nicht beschreiben, die muß man erleben.

Nun wurden die Vorbereitungen begonnen für die große Reise. Es waren schöne Wochen, ich werde sie nie vergessen. Noch durfte ich eine schöne Seefahrt nach Helgoland machen um mich zu prüfen in der Seefestigkeit. Mit Hilfe von Vasano? ein gutes Mittel gegen Seekrankheit überstand ich sie glänzend. Eine sehr schöne Abschiedfeier bereitete mir dann noch die lb. Schw. Oberin u. meine lb. Mitschwestern in Juist. Auch noch einige schöne Erholungstage. Ich habe so die Liebe meiner Mitschwestern empfunden in den Abschiedstagen. Am 2. Oktober morgens um 11 Uhr hieß es für mich endgültig Abschied nehmen, nachdem morgens Herr Pastor Bruns mir nach der Messe noch eine kurze Predigt und ein paar liebe kernige Sätze als Geleitwort mit auf meinen Lebensweg gab. Auch erhielt ich den Reisesegen.

Schwestern, Lehrköchinnen, Mädchen, alle Kinder und Helferinnen begleiteten mich zum Juister Bähnchen. Ein letztes Händedrücken, ein letztes liebes Wort und manche herunter geschluckte Träne. Dann hieß es für mich einsteigen. Die lb. Schw. Oberin begleitete mich zum lb. Mutterhaus. Noch ein Winken solange wir uns sehen konnten und dann ging die Fahrt mit dem Dampfer 1 ½ Std. über die Nordsee. Abends gegen ½ 8 Uhr gelangten wir in Lingen an, wo ich bei meiner lb. Schwester Toni übernachten durfte. Groß war auf beiden Seiten die Freude sich noch ein letztes Mal so nahe sein zu können. Auch lernte ich noch zwei mir bis jetzt noch unbekannte Tanten (Geschw. meiner Mutter) kennen. Gegen Abend brachte mich der Zug dann zum lb. Mutterhaus. Ein recht lieber herzlicher Empfang, es war Donnerstagabend den 4. Oktober und am 6. Oktober (Samstags) sollte die rechte Abschiedsfeier sein. Bischof Westers ? aus der Südsee übernahm die kirchliche Feier. Morgens das Pontifikalamt in der Pfarrkirche zu Hiltrup. Die Kirche war übervoll. Nachmittag war im Patres Kloster gemütliches Zusammensein und im Anschluß feierlicher Seegen mit Überreichung der Missionskreuze.

Aus der Predigt des hochw. Herrn Missionsbischofs Dr. Westers? bei der Überreichung der Missionskreuze am 6. Oktober 1935.

„Dieser Tag ist dem Missionsgedanken ganz gewidmet. Es war für uns alle ein heiliger Tag. Es war ein Tag der Freude, meine lb. Missionare und Missionsfreunde, ein Tag der innigsten Wonne. Jetzt ist der schöne Augenblick gekommen, da wir den Missionaren das Kreuz überreichen werden, da liegt uns der Gedanke ganz nahe, wer gibt den Missionaren die große Freude, zu arbeiten in den fernen Gebieten? Wer gibt ihnen das Verlangen alles zu verlassen, allem Lebewohl zu sagen, alles zu verlassen was man liebt auf Erden? Das ist ein Geheimnis der Liebe! Wir alle fühlen es in diesen Augenblicken, was der hl. Paulus von sich und seinen Mitarbeitern sagte: Die Liebe Christi drängt uns, lebe wohl zu sagen denjenigen die wir lieben. Es ist ein großes Opfer. Sie alle haben es gefühlt in ihren Herzen, diejenigen die hinausziehen, und diejenigen die bleiben. Sie haben alle die gleiche liebe die alles überwindet. Es ist die katholische Religion, die einzige die solche Opfer aufzuerlegen vermag, denn sie ist die Religion der höchsten Liebe. Das göttliche Herz Jesu ruft sie in seinen Weinberg, und auch die alten Missionare gehen wieder zurück zur Heimat ihrer Sehnsucht. Aber trotzdem weiß ich, daß auch die Missionare ihre Heimat lieben. Sie verlassen ihr Vaterland ohne es zu vergessen. Es tut ihnen auch weh hin zu gehen, aber (Caritas Christi) die Liebe Christi zwingt sie zu gehen und weiter zu bringen, diese Flammen der Liebe, die da hell brennt in ihren Herzen. Aber auch in den Augen der lb. Verwandten lese ich, daß sie das Opfer der Trennung von ihren Kindern gerne bringen wollen. Die Liebe Christi tötet die Liebe zu den Verwandten ja nicht, sondern erhöht sie und hebt sie empor in eine übernatürliche Sphäre. Die Liebe wird inniger, zarter, tiefer zu den Verwandten wie auch zu der Heimat. Aber eine Liebe beherrscht alles, daß ist die Liebe Christi und diese Liebe zwingt sie hinaus zu gehen in die Ferne, wo Entbehrungen, Opfer, Enttäuschungen und Leiden auf sie warten. Es sind nicht Menschen die sie senden, es ist Gott selber und alle sagen ihm:

Hier bin ich Herr, sende mich. Wer sendet! Christus der Heiland der allgütige Gott, der uns erlöst hat und der so innig verlangt hat, daß alle selig werden. Die Liebe der Kath. in Deutschl. zu den Missionen ist groß, wir sehen es heutzutage noch mehr als früher. Ein jeder bemüht sich zu opfern, zu beten, zu spenden für die Mission. Auch jetzt noch sendet Deutschl. Missionare in alle Welt. Gott sei Dank haben wir noch einen Überfluß an Liebe und Großmut zum Heiland. Wir sehen vor uns die Missionare die hinausziehen werden in die fernen Missionsgebiete und wir freuen uns über so viel Mut und Vertrauen zum Heiland, denn Christus sendet sie. Kein Mensch wäre imstande zu befehlen was Christus befiehlt; er sagt, schält euch los von dem was ihr liebt, verlaßt alles und geht in düstere fremde Gegenden. Sie gehen dem Unbekannten entgegen, wo sie Seelen retten werden so sie Gnaden spenden ohne Zahl. Glücklich die Missionare die auserwählt sind, die Botschaft der Freude und des Friedens zu bringen denen, die noch sitzen im Schatten des Todes. In alle Welt geht ihr Wort und die Liebe Christi wird herrschen überall. Ich freue mich, den Missionaren das Kreuz überreichen zu können, das Zeichen der Erlösung, daß sie bringen wollen denjenigen, die noch Sklaven sind der Unsitte und der Sünde. Das Kreuz ist das Zeichen des Leidens aber auch das Zeichen des Triumphes. Durch das Kreuz hat Christus die Welt erlöst und im Kreuz ist Heil. Dieses Kreuz wird ihnen gegeben ohne Rosen, daß nackte Kreuz das Zeichen der vollständigen Hingabe. Sie weihen sich dem göttlichen Herzen Jesu und widmen ihm ihre Kräfte, ihre Seele, ihr Leben bis zum letzten Hauch, sie sagen: „Hier bin ich Herr, sende mich, wohin du willst. Mein Gott stärke mich, tröste mich, ich werde deine Liebe verkünden bis zum Ende meines Lebens." Das ist ihre Hingabe und dabei vertrauen sie fest auf das göttliche Herz Jesu das sie sendet. Keiner ist so mächtig wie Christus, niemand so liebevoll wie unser Heiland. Gehet nun, wohin das göttliche Herz Jesu euch sendet und es wird immer mit euch sein. Fürchtet nichts und niemanden.

Ich habe noch ein Vorrecht vom hl. Vater bekommen nähmlich den Missionaren und Missionsfreunden den Seegen zu geben. Der hl. Vater, so liebevoll besorgt für die Missionare , sagte mir: Nicht nur erlaube ich Ihnen die Missionare und Missionsfreunde zu segnen, ich gebe Ihnen dazu den ausdrücklichen Auftrag. O, der hl. Vater denkt auch an uns in der Zeit des Leidens, des Kampfes, er segnet uns mit seiner Vaterhand; ermutigt uns mit den Worten des Heilands: „Fürchtet Euch nicht, ich bin bei euch bis zum Ende der Welt." Wir müssen auf den eucharistischen Heiland hoffen, der hier im Tabernakel wohnt und auch drüben in fernen Missionsgebieten seine ärmliche Wohnung hat. Dort werden unsere Missionare bald niederknien am Fuße des Tabernakels und ihn um Mut und Kraft bitten. Und auch Maria lebt an der Seite des Heilandes. Auch ihr widtmen sie ihre Arbeit, ihre Leiden, Opfer und auch ihre Freuden, denn wenn die Leiden der Missionare auch zahlreich sind und groß, die Seelenfreuden sind weit zahlreicher und größer. Darum meine lb. Freunde habt keine Sorge um die Missionare, Gott führt sie. Er leitet sie auf sicherer Bahn, und immer bei Tag und bei Nacht ist die Vorsehung tätig, sie zu schützen und ihnen zu helfen sie zum Ziel zu bringen."

Dann spendete der hochw. Herr allen Anwesenden den päpstlichen Seegen. Es war dann Überreichung der Missionskreuze und im Anschluß daran sakramentaler Seegen. So verging auch dieser schöne für mich unvergeßliche Tag. Am Montag fuhr die lb. Schw. Mansunta? wieder nach Juist zurück. Ich durfte sie zur Bahn bringen. Wieder ein weher Abschied von meiner lb. Schw. Oberin, doch alles für den Heiland. Nun hatte ich noch die Wochen bis zum 2. Dezember, die den Vorbereitungen der Ausreise und der Erholung gewidtmet waren. Vom 18.10. bis 26.10. durfte ich bei meinen lb. Angehörigen in der Heimat verweilen. Es waren schöne Tage. Ich habe so viel treue Liebe und Anhänglichkeit erfahren, daß ich immer dankbar und gern an alle lb. in der Heimat zurückdenke. Der Abschied kam und manch heimliche Träne stahl sich empor. Doch für den Heiland.

Der letzte Sonntag kam, der Abschiedssonntag für die lb. Angehörigen. Zum letztenmal im lb. Mutterhaus besuchten mich alle lb. Angehörigen. Die Woche vorher durfte ich noch einmal an einem Exerzitienkursus teilnehmen. Der Tag der Trennung von meinen lb. des Nachmittags wurde eine sinnreiche Abschiedfeier von den Schw. des Mutterhauses veranstaltet. Zum Schluß hielt der hw. Herr Pater Provinzial Heegers? noch die schöne folgende Ansprache an die Anwesenden:

„Auf einem Steine über dem Heldengrab in der fernen Südsee stehen die Worte: „Du hast Seelen gerettet und dadurch die Rettung deiner Seele sichergestellt." Die sie hinausgingen Gottes Reich zu erobern, daß wird einmal in goldenen Buchstaben geistigerweise auch über ihrem Grab stehen. Du hast Seelen ........ Verzichten und Verlassen ruft auch heute noch. Mission, das Land der Sehnsucht, der Träume der Jugendzeit, im Gebet vor der Seele gestanden. Das Land, das getränkt ist vom Blut unserer Mitschwestern, geziert von ihrem Kreuz und ihrer Auferstehung ........Heißt verzichten – vergessen? Verzichten heißt es: „Verlasse Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Haus und Heim, und folge mir nach!" Auch an Euch ist dieses Wort gerichtet: „Herr die wir alles verlassen, was wird uns dafür?"

Verlasse erst dich selbst. Verzichte auf eigene Wünsche und Pläne. In der fernen Südsee finden sie dann das Wort: „Du hast Seelen ..........." Dieses Abschiednehmen und hinausziehen, bereit Christus zu predigen durch die Tat frommer Hingabe ist getragen von der Liebe.

Vieleicht sind schon die Hände ineinandergeschlungen der Kinder und des Vaters, der Mutter, der Geschwister. Ein letztes Abschiednehmen ehe es hinausgeht. Abschiednehmen von der eigenen Heimat, den Angehörigen, der Genossenschaft, den Mitschwestern. Heißt das vergessen? Wer hilft auch nur eine einzige Seele retten, dessen Seele ist sichergestellt. Habt ihr Eltern nun geholfen eine Seele zu retten? Eine, nein tausend, nur mit Geld, nein mit eurem Fleisch und Blut, mit eurem Kinde das hinaus zieht. Wird das nicht euren Himmel und eure Krone geben für die Ewigkeit?

Wer tut mehr? Wer liebt euch mehr? Die zu Hause bleiben oder die mutig euch die Hände: Vater gib mir deinen Seegen. Das Heim ist mir zu eng, - ich suche eine Familie die größer ist. – Sie verlassen hier so manche Menschen, dieses oder jenes Haus in dem sie schon gearbeitet haben. – Heißt das vergessen? Nein.

Sie dürfen niemals vergessen die eigene Genossenschaft. Das wäre schlimmer als die eigene Mutter vergessen ........ Denn was sie sind, was sie hinaustragen, daß hat ihnen die Genossenschaft gegeben, das haben ihnen die Obern ins Herz gesenkt. Vieleicht werden sie das Bild ihrer Mutter mitnehmen, nehmen sie auch das Bild ihrer Würdigen Mutter und das der Genossenschaft in ihrer Seele mit. Denken sie oft an ihre kh. M., dann werden sie nie klein. Die treuesten Kinder sind der Genossenschaft Ruhm und Ehre und neuer Seegen für die Genossenschaft. Das ist die Erfüllung dessen, was diese Feierstunde uns bot, das eine Mutter auf alles verzichten kann u. noch mit Lächeln ein Trostwort für sie hat. Das ist die Krone dessen was wir verehren in der Gottesmutter. Das müssen wir von Maria übertragen auf unser Leben, müssen verzichten auf die Freuden der Jugend u. alle Weltfreuden, uns ganz opfern für Christus u. sein Reich. Das ist die Erfüllung der Nächstenliebe. Für die Seelen die noch in der Finsternis schmachten, sich selber opfern. Zum Pfande für diese rastlose Selbsthingabe erhalten sie von Gott Seele um Seele für Christus. Das Program ihres Lebens ist das der gr. hl. Theresia: Gott allein genügt. Ziehen sie hinaus aus das Missionsfeld mit Gottes- und Nächstenliebe mit einem Herzen wie es nur eine starke mütterlich jungfräuliche Frau in sich tragen kann. Noch wenn sie ihr Blut geben müssen, es wird ihnen der Friede und die Freude sein, wie bei ihren lb. Mitschw. in China, die die Freude auf ihrem Antlitz tragen, auch wenn ihnen alles zerstört wird. Seien sie der Ruhm ihrer Eltern und der Genossenschaft. Der Seegen von Vater und Mutter begleitet sie u. im Gebete sind ihnen ihre Mitschwestern nahe. Ihre Stärke ist der allmächtige Gott. Gott möge sie u. ihr Wirken segnen, auf das sich erfülle euer Wahlspruch: „Geliebt sei überall das hl. Herz Jesu."

Amen."

Nun kam die letzte Woche mit den letzten Vorbereitungen. Am letzten Samstag durften wir noch zur lieben schmerzhaften Muttergottes nach Telgte wallfahrten. Dort holten wir uns ihren Reiseseegen und baten sie recht inständig auf der Reise uns Schutz und Schirm zu sein. Auch für alle lb. Angehörigen haben wir gebetet und alle in ihrem Schutz befohlen. Der letzte Tag, der 1. Adventssonntag kam. Ein Abschiednehmen und – begrüßen vieler Mitschw. die vor den Exer. standen und Abends noch eine schöne Adventfeier. Wie habe ich die Liebe empfunden der lb. Obern und Mitschwestern, besonders in den letzten Tagen im Mutterhaus. Das Abschiedweh wollte immer sich Luft machen bei mir und manche Träne die niemand gesehn stahl sich hervor. Ein herber Schmerz war auch, das wir uns nicht von unserer lb. W. M. verabschieden konnten. Doch für die lb. W. M. wird es noch schwerer gewesen sein. Was mag sie in den vielen einsamen Stunden alles ertragen haben, ohne daß sie es jemand anvertrauen konnte. Die letzte Nacht nur wenige Stunden. Der Schlaf ließ lange auf sich warten und in der Frühe floh er schon wieder. Endlich wurde das Zeichen mit Schelle zum Aufstehen gegeben. Die letzten Sachen wurden gepackt und herunter gebracht. In der hl. Messe sangen unsere lb. Hiltruper Mitschw. das schöne Missionslied u. noch mehrere andere sch. Lieder. Nach der Messe betete der Priester den Reisesegen und spendet uns mit dem Allerheiligsten den Seegen. Dann Frühstück und Abschiednehmen von allen lb. Mitschw. 10 vor 9 letzter Reiseimbiß. Unsere lb. Mitschw. sangen uns noch ein schönes Liedchen, das uns den Abschied nicht so schwer machen sollte. Aber auch die Schw. die Abschied nahmen zeigten sich so stark, tapfer und mutig, daß keine Träne gesehen wurde und sie mit einem selbstgedichteten Liedchen antworteten. Ich weiß nicht wie die andern lb. Mitschw. es fertig brachten, meine Augen waren so schnell und leicht am Schwitzen an dem morgen. Vielleicht kam’s daher, weil ich die älteste von den ausreisenden Schw., am längsten im Kloster, auch schon die meiste Liebe erfahren hatte.

Die lb. Schw. Assistentin führte uns dann noch ein letztes Mal zum Heiland in die Kapelle und betete mit uns das Gedenken zum hl. Herzen Jesu und die Weihe an Maria, noch eine innige Bitte an den Heiland und herunter ging es nach draußen, noch eben an dem hw. Herrn Pater Boleg? vorbei, der uns seinen priesterlichen Seegen spendete. Auch die lb. Mutter Bernada , unsere lb. alte Novizenmeisterin war da und verabschiedete sich von uns. Ein letztes Händereichen und alles gute wünschen und dann hieß es für uns einsteigen. Das Auto stand bereit uns zu entführen. Die lb. Schw. Assistentin begleitete uns bis Münster. Noch ein letztes ¼ Std., noch liebe letzte Worte von unserer lb. Schw. Assistentin und der D. Zug braußte heran der uns nach Bremen, und noch 3 Schw., die auch mit uns in die Mission nach Affrika, fuhren, nach Hamburg bringen sollte. Die liebe Schw. Felicitas, die die Schw. nach Hamburg brachte, begleitete uns bis Bremen. In Bremen wurden wir von hw. Herrn Pater Kaiser (der tags vorher mit unserm schriftlichen Zeug ff. vorgefahren war um alles zu erledigen) und von Herrn Ullrich u. H. Können (v. Münster) in Empfang genommen, die uns dann in das Bord Logierhaus begleiteten, wo für uns ein gutes Mittagessen bereit stand. Es wurde noch eben nach der ältesten Schw. gefragt und da mußte ich dann mit noch einer Begleiterin eben ins Büro kommen. Alle Papiere waren in Ordnung. Also ohne Revision glücklich passiert. Nach dem Essen blieb uns noch ein Stündchen um die ersten Kartengrüße in die Heimat zu senden. Mit der Straßenbahn fuhren wir dann zum Haafen, wo die „Mosel" unser wartete. Die Mosel ist ein schönes stolzes Frachtschiff, das 4 gr. Masten und ein großen Schornstein hat. In der Mitte sind die Passagierräume und das Deck für uns. Wir waren höchst erstaunt über unsere schönen Kabinen, die uns angewiesen wurden. Mehrere schöne Einzelkabinen, auch einige mit zwei Betten und ein Sofa, aber keine Betten übereinander in den Passagierräumen. Sonst sind noch in den Kabinen eine Waschvorrichtung, ein kleiner Tisch und Sessel nebst einem kleinen Schrank. Ein Stock tiefer sind auch noch 2 Kabinen, der Speisesaal und Rauchsaal. In beiden letzteren haben wir morgens hl. Messe. Das Schiff faßt 8400 Tonnen und zählt 72 Mann Besatzung. Der Herr Kapitän Lemberg und 4 Offiziere sind abwechselnd im Dienst auf der Kommandobrücke, die 2 Stock über uns im Mitteldeck ist. Auch Frau Kapitän Lemberg macht die Reise mit uns nach dem Süden. Gegen 4 Uhr wurde geschellt zum Kaffee. Jedem Passagier wurde ein Platz im Speisesaal angewiesen, wo der Tisch mit Kuchen für uns gedeckt war. Die Stewards bedienen uns. Die Mosel war den ganzen Tag stark beschäftigt, die schweren Frachtlasten an Bord zu schaffen. Um 5 Uhr sollte die Abfahrt stattfinden, aber es wurde 7 Uhr bis es hieß abfahren. Die Leiter die uns noch mit dem Festland verband, wurde hochgezogen. Zwei Lotsen (kl. Motorbote) zogen dann die Mosel ganz langsam in der Mitte des Hafens und langsam arbeiteten die Maschinen, um bald stärker die Mosel in bewegung zu bringen. Wir standen am Reeling und winkten der lb. Heimat die letzten Grüße zu. Wir sangen die Lieder: „Nun ade du mein lieb Heimatland", „Deutschland, Deutschl. über alles" und „Meerstern ich dich grüße." Es war ein herrlicher Anblick. Wir fuhren einige Stunden durch den Bremerhafen. Es war uns doch etwas eigentümlich zu Mute, doch wurde das Heimweh von allen mutig überwunden. Um 7 ¼ Uhr schellte wieder ein Steward. Das Abendessen stand für uns bereit. „Zu bemerken" der norddeutsch. Lord führt eine 1. a. Küche hier an Bord. Ich will noch einige Speisekarten aufheben für euch. Da könnt ihr euch vorstellen, wie es hier zugeht. Den ersten Abend griffen alle tapfer zu, es schmeckte allen vorzüglich. Herr Ullrich hatte sich um 6 Uhr verabschiedet und noch bemerkt, daß wir noch aufbleiben müßten bis wir den Leuchtturm roter Sand gesehen, da dies das letzte Stückchen Deutschl. sei, und das wollten wir uns ja auch natürlich nicht entgehen lassen. Es wurde spät den ersten Abend doch keine wollte es sich nehmen lassen, der lb.Heimat noch ein letztes Lebewohl zu winken. Ich habe bei dieser Gelegenheit noch einmal die kleine Insel Juist entdeckt, die ich am roten Leuchtturm erkannte. Noch einmal hab ich recht innige Grüße zur Heimat gesandt und mich dann Gott empfohlen und meine Kabine aufgesucht. (10 vor 1 Uhr). Die hw. Herren Patres und einige Schwestern warteten noch in der Hoffnung, den Leuchtturm zu sehen. Als dann um ½ 2 der wachthabende Offizier gefragt wurde, ob der Leuchtturm denn noch nicht käme, sagte der ganz mitleidig: „Den haben wir vor 1 ½ Std. schon passiert." Schnell zogen sich dann alle zurück um sich zur Ruhe zu begeben. Am anderen Morgen um 6 Uhr warteten die Herren. Aber was war mit uns los, wir hatten gut geschlafen, doch die böse Nordsee hatte uns wohl etwas zu viel geschaukelt. Es wurde uns trotz der Kälte so warm und schon stellten alle bis auf drei die Seekrankheit bei sich fest. Ich gehörte auch zu denen, die schnell wieder das Bett aufsuchten für einige Stunden. Es war ja noch nicht so schlimm, wie ich es früher schon mal bei Sturm in Juist erlebt hatte. Den ganzen Tag litten einige mehr, andere weniger darunter. Am andern Morgen langten wir dann in Rotterdam im Hafen an und zur großen Freud aller waren alle wieder wohl und munter. Die Ruhe des Hafens hatte uns allen gut getan. Es war ein schönes Bild in der Morgenfrühe, den erleuchteten Hafen von weitem zu begrüßen, um immer näher der Hafenstatt Rotterdam zu kommen. Nach der hl. Messe waren wir schon ganz nahe, wieder kamen die Lotsenbote uns abholen und nicht lange, dann wurde die Schiffsleiter herunter gelassen und wir konnten an Land gehen. Es war der 1. Hafen, den wir passierten und interessant haben wir alles verfolgt und beobachtet. Die Mosel nahm wieder eine ganze Ladung Fracht an Bord. Die Kräne arbeiteten fieberhaft den ganzen Tag. Morgens um 8 Uhr haben wir 1 Frühstück hier. noch vorher um ½ 8 wurde ich gerufen und wie staunte ich. Meine lb. Schwester Theresia, die schon 10 Jahre hier in Holland, stand vor mir. In all den Jahren hatte ich sie nicht wiedergesehen und nur wenig von ihr gehört. Das war eine große Wiedersehensfreude. Sie hatte mich schon tags vorher erwartet. War mit ihrem Bräutigam 3 Stunden weit per Auto gefahren. Als ihr dann gesagt wurde, daß unser Schiff erst anderntags ankam, ist ihr Verlobter um 12 Uhr des Nachts zurück gefahren mit seinem Auto und meine lb. Schw. hat dann im Hotel übernachtet. Das gab nun ein fragen und erzählen und Kartengrüße haben wir zusammen nach allen lb. Bekannten geschickt. Dann bin ich noch mit meiner Schw. zur Statt spaziert, wo mir Theresia noch eine Fl. Wein und noch manche schöne Sachen für den hl. Mann einpackte. Viele Freude hatten alle an den Schokoladenbuchstaben, die den Anfangsbuchstaben jeden Namens trugen. Wir haben dann zu Mittag gegessen und haben uns noch was erzählt und schnell war die Zeit um. Um 4 Uhr wollte die Mosel wieder fahren. So gegen 3 Uhr habe ich Theresia dann wieder ein Stück fortgebracht mit der lb. Schw. Eufebia. Es war wieder ein Abschied, ein Winken so lange wir uns eben sehen konnten. Doch ein inniger Dank (daß der lb. Gott so gut gewesen und mir diese Freude noch vergönnt) im Herzen ließ mich weiterfahren. Gegen ½ vor 4 Uhr kamen auch die beiden holländischen Patres van Klarwaater und van Seelen und ihren Angehörigen an Bord. Die Abreise verzögerte sich immer noch, waren alle Arbeiter stark beschäftigt die Fracht zu bergen, es wurde 7 Uhr als endlich die Schiffsleiter hochgezogen wurde und die Verwandten der beiden Herrn Patres das Schiff verlassen mußten. Es war schon dunkel und wieder haben wir die Lieder gesungen wie in Bremerhafen. Nun ade du mein lieb Heimatland, die Nationalhymne u. Meeresstern. Das war am 4.12.. Am 5. fuhren wir weiter durch die Nordsee. Bei einigen wollte sich wieder die böse Seekrankheit breit machen. Die meisten hielten sich jedoch ganz tapfer. Am 6. des Morgens fuhren wir zum Hafen von Antwerpen. Wieder dasselbe heranlotsen der Bote. Im Hafen waren alle wieder ganz munter. Es wurde gefrühstückt und wir bereiteten uns zum Ausmarsch in die Statt. Da kamen auch schon 3 Missionare vom hl. Herzen, die hier in Antwerpen auch eine Niederlassung haben, uns abholen. Nun gingen wir alle die steile Schiffstreppe hinunter durch die riesigen Lagerhallen über ungepflegte Straßen ein Stück bis zur Tram (Straßenbahn). Dann fuhren wir ein ganzes Stück, stiegen noch um und nach einer guten ½ Std. waren wir am Endziel. Das Kloster und die öffentliche Klosterkirche lagen vor uns. Wir wurden vom Bruder Pförtner hereingelassen und ins Sprechzimmer geführt. Zuerst fiel uns auf, daß unsere Genossenschaftsbilder die Wände zierten. Es war ganz ärmlich eingerichtet. Ein Tisch, 10 Stühle, 1 Ofen, der Boden (weiß gescheuerte Holzdielen) war mit feinem weißen Sand bestreut. Gut 10 Minuten mochten wir gewartet haben, da kam eine Schwester unserer lb. Frau vom hl. Herz Jesu, die hier 2 Filialhäuser haben, uns abholen. Wir Schwestern gingen nun mit, gut 5 Minuten und wir waren bei lb. Mitschwestern geborgen.

Die erste Schwierigkeit war die Sprache, hier wird flämisch gesprochen. Wie gut daß ich mein echtes Platt noch richtig wieder aufgefrischt hatte in den Wochen daheim. Es hatte nähmlich die meiste Ähnlichkeit mit unserem Platt. Somit konnten Schw. Eufebia (Änne Hillbrink von Laer) und ich uns am besten damit unterhalten. Wir konnten uns bald gut verstehen. Eine Schw. von unseren hatte noch immer Zahnschmerzen seitdem wir von H. fort waren. Da haben wir dann noch den Tantmeester aufgesucht, der dann auch unentgeldlich die lb. Schw. behandelte. Wir fühlen, daß der lb. Gott überall bei uns ist und für uns sorgt. Dann hatten die lb. Schw. in Belgien uns ein gutes Mittagessen bereitet, selbst ein Fläschchen Bier fehlte nicht. Nachher wurde das Haus und die Kapelle besichtigt. Ein kleines schmuckes Kapellchen mit einem brennenden Öfchen und ungefähr 20 Knie = oder umgedreht Sitzstühlchen. Der Altar war durch die Statue unserer lb. Frau in der Mitte, Herz Jesu an der einen und heil. Joseph auf der anderen Seite insofern von unseren verschieden. Unsere Kapellen haben alle das Herz Jesu als Mittelpunkt.

Aber es waren ja auch Schw. unserer lb. Frau und wir vom hl. Herzen Jesu. Diese Schw. arbeiten auch mit uns in unsern Missionen. Sie waren so lieb und gut zu uns. Es wurde noch ein Spaziergang in die Statt gemacht. Wieder ein Stück mit der Elektrischen gefahren und wir waren wieder bei denselben Schw., die im anderen Hause wohnten. Die lb. Schw. Oberin hatte uns zwei Schw. als Begleiterinnen und Wegweiserinnen mitgegeben. Wie staunten auch dort die lb. Schw. als meine 15 Sr. ins Haus kamen. Auch hier dieselbe liebevolle Aufnahme und auf beiden Seiten viel Freude. Es war ja auch in Belgien der 6. der Nikolaustag und die lb. Schw. Oberin schenkte uns 4 fast ½ mt große Spekulatius, St. Clasmänner und auch noch eine schöne Puppe, die jetzt die Reise mit uns in die Mission macht. Wir haben uns wie rechte Kinder gefreut und uns herzlich bedankt. Im Klostergärtchen haben wir noch eine Aufnahme gemacht mit den lb. Schw. zusammen und unsere Abschiedstunde schlug. Es war ein herzlicher Abschied, die Schwestern standen alle 11 auf der Straße und auf beiden Seiten ein Winken bis wir uns nicht mehr sehen konnten. Nun ging unser Weg zur Kathedrale unserer lb. Frau. Eine große wunderbare Kirche, schade daß es schon so früh dunkel wurde und wir uns so beeilen mußten. Es war uns vieles neu und interessant. In vielen, ja den meisten Teilen steht der Belgier hinter den Deutsch. zurück was Dekoration und Schönheitssinn anbetrifft. Aber eine Lichtreklame haben wir hier gesehen an den Häusern die der unsern in Deutschl. vor war. Um ½ 5 Uhr gelangten wir wieder bei unseren lb. Schwestern im 1. Hause an, die für uns den Kaffe gedeckt hatten. Es war alles mit soviel Liebe für uns fertig gemacht. Wieder mußten wir uns beeilen da wir um 5 Uhr wieder im Patreskloster sein sollten. In der Statt vor der Kathedrale, hatten wir die hw. Herren, die auch die Sehenswürdigkeiten in der Statt besichtigten, getroffen. Alle 13 Schw. unserer lb. Frau waren bei uns im Sprechzimmer. Wir haben viel Freud gehabt, uns verabschiedet und die „guod Moder" brachte uns um 5 U. zum Patreskloster zurück. Wir wollten abends wieder zu unserm Dampfer zurück. Die beiden holländischen Patres van Klarwaater und van Seelen übernachteten bei den Patres in Antwerpen. Die Mosel wollte erst am 7. des Abends weiterfahren. Herr Pater Bugdoll, Herr Pater Schlüter und Bruder Heese fuhren dann mit uns zum Hafen zurück. Um 6 Uhr fühlten wir uns an Bord des Dampfers wieder daheim. Um ½ 7 Uhr wurde zu Abend gegessen. Nachher setzten wir uns gemütlich im Speisesaal zusammen und ließen das Grammophon spielen. Als wir um ½ 10 Uhr zu Bett wollten, waren wir überrascht; in jeder Kabine war der Nikolaus gewesen und hatte einen kl. Teller für jede Schw. bereitet, mit niedlichen und süßen Sachen. Das war dem hw. Herrn Pater Bugdoll mit Hilfe des Kabinensteward fein gelungen ohne daß eine Schw. was davon gemerkt hatte. So wurden wir überrascht. Recht dankbaren Herzens gingen wir zur Ruhe.

Am 6. Dezember, Freitag:

Alle schreiben um ihren Lieben daheim Grüße zu senden. Gegen Abend haben eine Schw. und ich die Vorbereitungen für Nikolaus zu treffen. Der Steward gab uns Tabletts, so konnten wir für jede Schwester einen Teller fertig machen, was wir mit viel Liebe und Freude taten, und im Speisesaal aufstellen. Um 6 U. kamen auch die beiden holländ. Patres mit noch 2 belgischen, die sie wieder zurückbegleitet hatten, an Bord. Um 8 Uhr fuhr die Mosel wieder ab, langsam aus dem Hafen wie in Bremen und Amsterdam. Nach dem Abendessen haben wir auch der Frau Kapitän einen Nikolausteller fertig gemacht und zum gemütlichen Abend eingeladen. Sie war sehr erfreut und dankbar darüber.

Am 7. Dezember Samstag:

Die Nordsee schaukelt uns wieder. Bei einigen Schw. Seekrankheit. Wir üben einige Liedchen ein, da morgen das Fest der unbefleckten Empfängnis, und unser Bruder Heese die ewigen Gelübde ablegt. Erster Samstag an Bord, wir verkommen fast in der Wochenordnung, alles ist so neu.

Am 8. Dezember Sonntag:

Unserer lb. w. Mutter Namenstag. Wie weh ist’s uns im Herzen wenn wir ihrer in B. gedenken und doch hat der lb. Gott alles wohl gewußt und gewollt. Morgens singen wir die Speyrer Dommesse. Bruder Heese legt in Gegenwart 2 Zeugen, des hw. H. P. Klarwaater und P. Schlüter die ewigen Gelübde ab. Pater Bugdoll zellebriert und reicht ihm dann die hl. Kommunion. Dann plagt auch ihn wieder im Laufe des Tages die Seekrankheit. Der erste Sonntag. Erstes bitteres Heimweh möchte aufsteigen, doch wir sind stark und tapfer. Der hw. Herr Pater Bugdoll hat immer Unsinn auf Lager.

Am 9. Dezember Montags:

Im Golf von Bisquaia. Ziemlich ruhige Fahrt. Ein Frühlingslüftchen weht schon, die rauhe Nordsee haben wir verlassen. Die Möwen kommen immer noch. Ein Zeichen, daß in einigen Stunden Land und Küste zu erreichen sind. Hier sehen wir ein ganzes Rudel Schweins ?fische (eine Delfinenart), die einen Sprung von 1 ½ - 2 mt über den Wellen wieder in die Flut verschwinden und so ein ganzes Stück uns begleiten. Ein schöner großer Personendampfer fährt ein Stück mit uns überholt uns dann. Unser Frachtdampfer legt gewöhnlich in einem Tag 340 – 350 Seemeilen zurück.

Am 10. Dezember Dienstags:

Es wird immer wärmer. Wie bei uns im Frühling. Dazu ein schöner blauer Himmel. Mittags sind wir auf der Höhe von Gibraltar. Heute beginnt unsere erste englische Stunde. Auch Frau Kapitän beteiligt sich. Die Fahrt ist schön ruhig. Jetzt sind wir an Affrikas Küste, 1015 Uhr gehen wir zu Bett.

Am 11. Dezember Mittwochs:

Ein schönes tiefblaues Meer. Die schöne warme Sonne. Wir vergessen, daß wir im Dezember sind. Bei uns wird es Sommer. Der Tag ist schon kurz für uns. 2x englische Stunde, Tagebuch schreiben, dann kommt so schnell für uns der Abend. Heute Abend wollen wir aufbleiben. Der Herr Kapitän sagt, daß wir an den Kanarischen Inseln vorbeikommen und sie von weitem auch sehen können. Tatsächlich konnten wir einige erleuchtete Stätte sehen, das heißt nur die Lichter. Einen Kanarienvogel haben wir jedoch zum bedauern aller nicht gesehen.

Am 12. Dezember Donnerstag:

Ein wunderbarer Abend, der Mond steigt aus dem Wasser. Am Heck des Schiffes ist ein herrliches Meerleuchten zu beobachten, daß sich wie eine riesige nie verlöschende Wunderkerze am Weinachtsbaum ausnimmt. Einen Sternenhimmel den man nicht genug bewundern kann.

Am 13. Dezember Freitag:

Wir sind ungefähr St. Luis gegenüber. Haben von Antwerpen jetzt 2215 Seemeilen zurückgelegt. Sehen so braune Tropenvögel, wie bei uns die Möwen auch Seeschwalben und fliegende Fische.

Am 14. Dezember Samstag:

Wir sind Kap Verde gegenüber. Immer heißer wird es, 32 Grad in der Kabine. Heute Nachmittag war Manöver an Bord. Um 4 Uhr rief ein Gong die ganze Mannschaft zusammen auf Deck. So schnell wie möglich erschienen alle in Schwimmwesten. Der Herr Kapitän hielt einen Vortrag über die Verhaltungsmaßregeln bei einer Schiffsgefahr an die Mannschaft und gab auch sonst noch einige Unterweisungen, betreffs Verhalten und Ordnen der Mannschaft. Dann entließ er die Mannschaft und nun kamen die Passagiere an die Reihe. Wir mußten auch die Schwimmwesten aus unseren Kabinen holen und anlegen. Das gab natürlich ein Gelächter. Einer der Herren hielt das Bild noch schnell im Fotoapparat fest. Hoffentlich gebrauchen wir sie nie.

Am 15. Dezember Sonntag:

Wir werden jeden Sonntag mit dem Grammophon geweckt. Das besorgt der hw. Herr Pater Bugdoll, das wir so bald in Stimmung kommen wenn die schönen Platten spielen, z. B. „Das ist der Tag des Herrn", „Lobt froh den Herrn". „Wir treten zum Beten" u.s.w. könnte Ihr euch denken, sonst kann man wohl schon in der Zeit verkommen hier. Ein Tag ist nicht viel anders wie der andere. Es wird so heiß heute, gleich nach Kaffee entschließen wir uns unsere leichteren weißen Kleider und Schleier zu holen und uns in echter Missionstracht zu kleiden.

Damit uns die Zeit nicht lang wird und wir mal wieder Abwechslung haben, lehrt uns der Herr Kapitän einige interessante Denkspiele, die mit viel Freude und regem Interesse gespielt werden. Auch Frau Kapitän spielt mit. Für den Abend hatten wir eine kleine religiöse Adventfeier vorgesehen. Es war 3. Adventssonntag. Aber bei der großen Hitze war die Adventstimmung doch ein wenig beeinträchtigt. Die Feier war schön. Wir haben einige schöne Lieder gesungen und kl. Geschichtchen dazwischen gelesen und uns nachher noch etwas gemütlich mit Frau Kapitän unterhalten. Es war bald 11 Uhr als wir schnell unser Bett aufsuchten.

Am 16. Dezember Montag:

Immer heißer und schwüler wird es. Eine drückende furchtbare Müdigkeit lastet auf alle. In 2 Tage läuft unsere Mosel an Afrikas Küste an. Da heißt es Briefe schreiben, doch immer wieder muß ich die Kabine verlassen, es wird einem schlecht vor Hitze. Auf Deck weht eine etwas frische Brise. Unser Deck ist jetzt mit Zelttuch überspannt. Die Sonne meint es sonst zu gut mit uns. Bei einigen Schw. wie auch bei mir machen sich Kopfschmerzen bemerkbar. Einer der holländischen Patres hw. Klarwaater, schon ein erfahrener Südseemissionar verordnet für alle eine Dosis Chinin am Abend einzunehmen. Die Wirkung war gut, andern Tags waren wir wieder kuriert. Das Tropenfieber hat uns verschont.

Am Dienstag den 17. Dezember:

Wir sind ganz in der Höhe des Äquators. Morgen legen wir in Takoradi an, das heißt heute fleißig Briefe schreiben. Von jedem Hafen können wir nähmlich Post abschicken. Einer der Offiziere bringt einen g. w. sch. Landvogel, der müde vom Flug sich ganz zutraulich auf die Kommandobrücke gesetzt, um auszuruhen.

Am Mittwoch den 18. Dezember:

Früh morgens um ½ 6 Uhr werden wir lebendig. Das Schiff fährt so ruhig, als ob es stille ständ. Unsere Herren lesen früher Messe, da wir gerne die Hafeneinfahrt alle sehen. Takoradi ist in Sicht. Nur die vielen Lichter. Bald wird es hell. Eine Dämmerung wie bei uns im Sommer kennt man hier nicht. In einer halben Stunde ist morgens die Sonne da und des Abends nach dem Untergang der Sonne, düster. Manchmal noch nicht mal ½ Std. Nach der Messe sind wir schon der Küste nahe gekommen. Unseren Augen bot sich ein schönes Bild, grüne Palmen und eine bergische Landschaft. Schon sahen wir das Lotsenboot kommen von weitem, das uns an eine Boje befestigte. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich die richtigen Neger mit ihrem kurzen, schwarzen, krausen Wollhaar, den weißen Zähnen und roten Lippen. Sie grüßten, wie wir, durch Winken hin- und herüber. Hier in Takoradi stand auch alles unter englischer Herrschaft. Unser Dampfer hisste 8 verschiedene Flaggen, die alle eine Bedeutung hatten. Gar bald kam ein Boot, die Polizei kam an Bord, so geht es in jedem Hafen; dann die Polizei und die Agenten nach und nach. Nachdem die Herrschaften das Schiff wieder verlassen, kam ein Boot mit wohl 100 Negern, die den ganzen Tag das ein- und ausladen der Fracht besorgten. Unsere Mosel hat hier Cakaobohnen an Bord geladen. Durch die Vermittlung des Herrn Kapitän wurden wir umsonst ausgebotet, fuhren so 10 Minuten mit dem Boot und legten in Takoradi an, ein richtiges Negerdorf. Eine neue Welt für uns, bergische Landschaft, rotsteiniger Boden mit wunderbaren Palmen und auch noch andere grünende und blühende Bäume und Sträucher. Auch Bananen, und Paranüsse auf Bäumen sahen wir. Mit einigen Brocken Englisch konnten wir uns verständigen. Die Kinder waren ganz zutraulich, kamen und reichten uns ihre schwarzen Händchen, begleiteten uns scharenweise. Wir erregten dort ja auch allerlei Aufsehen zu so vielen. Es war eine furchtbare Hitze. Die Leute laufen fast nackt. Kinder sah man viele so herumlaufen. Die Frauen trugen große bunte Tücher auf einer Schulter gerafft. Je wohlhabender die Frau desto größer und bunter das Tuch. Die kl. Säuglinge trugen sie in ein Tuch fest auf den Rücken gebunden. Kochen, Waschen, Frisieren, alles wird auf der Straße besorgt vorm Haus. Die Häuschen sind auch alle so niedlich klein, einzeln ja auch wohl, größere nach europäischem Stiel.

Wir haben Palmen und Blumen gepflückt und auch Aufnahmen gemacht. Es war eine furchtbare Hitze und wir hatten brennenden Durst, doch das Wasser wagten wir nicht zu trinken. Ein rostiger Blecheimer mit Wasser, so gelb kuddelig, daraus mit einer abgeschnittenen Konservenbüchse, die von Mund zu Mund ging, geschöpft wurde, benahm uns die Lust zu trinken. Wir erkundigten uns noch nach der nächsten Missionsstation, die jedoch noch 5 Meilen entfernt war. Einzeln trafen wir hier auch schon katholische Neger. Wir hatten jedoch nur 3 Stunden Zeit. Unsere 2 holländsch. Patres sind noch eben mit dem Auto hingefahren, da holländische Missionare die Station bewohnten. Wir waren froh, daß uns das Bot wieder zu der uns lieb gewordenen Mosel brachte, wo wir uns schnell von allen Strapazen erholten. Gegen 4 Uhr nachmittags verließen wir wieder den Hafen von Takoradi und nahmen unsern südlichen Kurs weiter. Das Negerdorf wird uns in lieber Erinnerung bleiben mit seinen schönen Palmen und Blumen.

Am Donnerstag den 19. Dezember:

Heute fahren wir über den Äquator. Nachmittags gegen 4 Uhr ließ uns der Herr Kapitän alle zur Kommandobrücke steigen. Konnten hier durch ein riesiges Fernrohr sehen. Alle sahen auch durch und gewahrten tatsächlich einen dicken blauen Strich in der Höhe wenn man über den Ozean schaute. Das sollte der Äquator sein. Wir glauben ja sonst wohl ziemlich alles was man uns hier sagt, aber dies schien uns doch ein bisschen zu bunt und nach einiger Untersuchung hatten wir heraus, ein Faden war davor gebunden. Das war also der Äquator. Jeder der übern Äquator fährt, zum ersten Mal in seinem Leben, wird getauft, so auch bei uns. Der hw. Herr Pater Bugdoll holte die Kognakflasche und wollte gerade einschenken, als über uns ein mächtiger Wasserguß auf das Zelttuch über Deck klatschte und wir so auch einige Tropfen mitbekamen. Das war eine Überraschung. 2 Schwestern kletterten schnell auf eine Anhöhe die nicht überdacht war mit Zelttuch und glaubten sich so sicherer. Doch o weh, jetzt bekamen sie erst recht die ganze Dusche und gründlich naß kamen sie wieder herunter. Das Lachen haben wir zu Genüge besorgt. Ich ging nach unten, um 2 Schwestern die am Schuffelbord spielen waren hinten auf Deck, etwas zu bestellen. Doch eben einige Schritt gegangen, platschte auf mich auch ein guter Guß von oben. Das Lachen brauchte ich nicht allein besorgen. Es war auch nicht so schlimm in dieser Hitze und dazu noch den schönen Passagewind vom Äquator. Abends war ich ganz wieder trocken. Die Taufe war auf alle Fälle naß genug. Der Herr Kapitän und die Herren Offiziere waren sich alle so einig, man konnte nichts mehr glauben an diesem Tag. Wir wurden bekohlt von allen Seiten. Abends bei Tisch erschien noch die wunderbare Speisekarte, die ich mit einlege. Das war eine lustige Äquatorüberfahrt, die wir nicht vergessen werden. Man kann ja auch nur einmal zum 1x darüberfahren.

Am 20. Dezember Freitag:

Die Hitze nimmt uns arg mit. Ich habe überall die kleinen Hitzepöckchen. Wir haben schöne ruhige See und fahren längs der Küste, sind ungefähr am Brizelli ? gegenüber.

 

Am 21. Dezember Samstag:

Es wird kühler und windiger. Seit gestern sind wir 312 Seemeilen gefahren. Heute war wieder Manöver an Bord. Ein großes Schwimmbassin wurde mit Seewasser gefüllt für die Mannschaft zum Baden. Das Seewasser ist hier auch ganz salzig. Zum Waschen und Kochen überhaupt nicht zu gebrauchen.

Sonntag den 22. Dezember:

Es ist etwas stürmisch und kühl geworden. Der letzte Adventssonntag; freue dich Christkind kommt bald.

Am 23. Dezember Montag:

Wir sind Kap Frio ? gegenüber. Morgen ist Heiligabend. Alle treffen schon Vorbereitungen für Weinachten. Schnell haben wir unsere schw. Kleider wieder herausgeholt. Schleier und Skapulina? wurden aufgebügelt, immer rauher und kühler wird die See.

Am 24. Dezember Dienstag:

Wir sind Wallfisch Bay gegenüber. Der Herr Kapitän läßt morgens das ganze Deck mit Sacktuch umspannen. Für alle, Offiziere, Ingenöre, Passagiere und Mannschaft ist für den hl. Abend eine Weihnachtsfeier zusammen auf Deck geplant. Der Herr Kap. mit Hilfe einiger Matr. schmückt selber den Weihnachtsbaum auf Deck. Im Speisesaal erscheint auch ein schöner großer Baum und der Steward bemerkt: „Schw., wir verstehen nicht so viel von dem Schmücken." Ich bot ihm dann ganz schnell unsere Hilfe an, die er gern annahm. Wir hatten so schöne Sachen und wie wir den Baum fertig hatten, war er so schön, daß wir selbst ihn nicht genug bewundern konnten. Gegen abend nun ertönten die Schiffsglocken und riefen alle herbei, um den hell erleuchteten Weinachtsbaum an Deck. Der Herr Kap. ließ das alt bekannte Weinachtslied „O, du fröhliche, o du; u.s.w. singen und eröffnete dann die Feier mit einer schönen Ansprache. Er führte uns im Geiste ins lb. Heimatland, in allen Familien wo die Liebe heute so groß, dass sie mitteilen, mitschenken und sich mitfreuen muß. Wir gedachten aller. Und etwas wehmütig gedachten wir auch der wackeren Seemänner, die auf dieses Fest und auch sonst noch auf viele Annehmlichkeiten verzichten müssen, weil ihr Beruf es einfach verlangt. Der Herr Kap. trug dieses schöne Gedicht noch vor, wo die Entbehrungen des Seemanns zur Geltung kommen.

 

 

Der Seemann!

Wie schön ist die Erde wie herrlich und licht,

Wenn Gott sein werde, zu Ostern spricht:

Wenn der Frühling naht und es keimt die Saat,

Wenn dem Winter die Krone vom Haupte genommen,

Wenn die Schwalben vom Süden wieder kommen,

Vorüber ist Kälte und Sturm und Frost

Geschmolzen der Schnee, und überall kuckuckt’s und

Keimt es und sprosst. Nur du fährst zur See!

Und es kommt die Zeit wo der Wald sich belaubt

Wo die Welt an ein Auferstehen glaubt

Die Erde schmückt sich mit saftigem Grün

Die Finken kommen, die Veilchen blühn

Maiglöckchen nicken am fröhlichen Berg

Nachtigallen im Walde schlagen

Schon hat der Storch sich auf hohem Dach

Das schwankende Nest zusammengetragen.

Auf der Wiese keimt das Vergißmeinnicht,

und es reckt sich der Klee –

doch das alles siehst du nicht merkst du nicht

denn du fährst zur See!

Und der Mai geht vorbei und es kommt der Jasmin

Und die Rosen blühen und draußen vom lichten Winde gewellt

Flimmert das goldene Ährenfeld

Dazwischen wandelt den Kranz im Haar

Mach munteres sonniges Mädchenpaar

Und überall duftet’s und blüht es und lacht

Und begraben ist unter der zaubrischen Pracht

Alles Alltags weh – Nur du fährst zur See.

Und du fährst zur See und du siehst das nicht

Wenn die Erde im Frühling jung und licht

Wenn der Sommer die reifen Garben bringt

Wenn der Kuckuck ruft und die Lerche singt

Wenn der Herbstwind durch die Blätter pfeift

Wenn das Laub sich goldet und die Traube reift

Auf all den Frühlingssonnenschein

Verzichtest du heiter als müßt es so sein

Und bringst dem Sommer in jedem Jahr

Dem Ozean als Opfer dar.

Und gibst dem Herbst mit leichtem Sinn

Für das Meer für das ewig gleiche hin.

Und verlierst dabei doch nicht des Jünglings Schwung

Grau ist dein Haar, doch du bleibst jung

Falten ziehen dir übers Gesicht

Doch du bist heiter und merkst es nicht

Manche Stürme die du erlebt

Manche Gefahr in die du geschwebt

Manche dunkle einsame Nacht

Die du in Wetter und Sturm durchwacht

Manche Not die über dich kam

Und dir den Bruder, die Mutter nahm

Manches vergebene Hoffen und Lieben

Steht in deinem Gesicht geschrieben.

Aber du bist wie das wogende Meer

Stürme ziehen darüber her

Daß es wild auftobt, brandet und schäumt

Trotzig sich gegen die Ufer bäumt

Daß wenn die Sonne vom Himmel lacht

Dehnt es sich wieder in ruhiger Pracht

Schön wie das Meer ist der Seemannsberuf

Der stark natürliche Menschen schuf

Die im Ertragen und im sich bescheiden

Die im Ertragen der größten Leiden

Immer zufrieden mit ihrem Geschick

Immer glauben sie hätten das Glück.

 

 

Dann haben wir alle die lieben alten deutschen Weihnachtslieder gesungen und waren so recht in froher Feststimmung. Da poltert es draußen und ruft. Der H. Kap. geht um zu sehen was denn los sei und bringt den Weinachtsmann mit. So ähnlich wie bei uns der Ruprecht nur im langen weißen Bart, langen Stiefeln und langem Mantel. Er hatte für alle eine Überraschung. Zuletzt hatte er noch für alle eine Loosnummer wo jedes Loos gewann. Es war wirklich eine schöne Weinachtsfeier die wir nicht so großartig erwartet hatten. Um 8 Uhr sind wir dann heruntergegangen zum Essen. Hier war das lb. Christkind auch gewesen. Ein wunderschönes Krippchen in der einen und den schönen brennenden Weinachtsbaum in der anderen Ecke. Auch war für jeden ein Teller mit Nüssen, Apfel und Apfelsine und Mandarine und eine große Platte mit Weinachtsgebäck stand auf dem Tisch. Herr Kap. u. Frau kamen auch und feierten mit uns. Um Mitternacht hatten wir Christmesse. Das liebe Christkind mitten im Ozean bei uns auf hoher See. Wie haben wir uns alle gefreut. Auf soviel Überraschungen hatten wir nicht gerechnet. Des Nachts hatten wir 6 hl. Messen. Nachher um 2 Uhr haben wir einen kleinen Imbiß genommen und uns dann wieder zur Ruhe hingelegt. Am anderen morgen hatten wir noch mal 6 hl. Messen. In zweien durfte ich dienen. Wir haben auch hier all die lieben, alten, schönen Weinachtslieder gesungen und waren alle froh und munter.

Es wurde statt wärmer immer kälter und windiger. Wir haben am 2. Weinachtstag das Kapp der guten Hoffnung die Südspitze Afrikas passiert. Es wurde wieder stürmischer und die ersten Seekranken mussten wieder ihre Opfer bringen. Mir ist es noch ziemlich gut gegangen. Ich habe nur den ersten Tag zu Bett gelegen. Auf Deck konnten wir uns nicht mehr aufhalten. Es wurde immer kälter, fast wie in der Nordsee. Wir fuhren von jetzt ab stark östlich auf dem 40. Breitengrad auf Australien zu. Wir haben an dem 2. Weinachtstag auch noch manch schöne Überraschung erlebt. Ich hatte von Juist eine Kiste mit allerlei schönen Sachen für Weihnachten geschickt bekommen nach Bremen zum Dampfer. Da kamen nun so manche schöne Sachen heraus. Wir haben viel Freude gehabt. Am 27. Dezember haben wir rechten Sturm gehabt, ebenso am 28.. Unten auf Deck durften wir uns gar nicht hinaus wagen, sonst hätten uns allzu dreiste Wellen überschüttet mit ihrem Naß. Die Fenster wurden alle fest geschloßen und verrammelt.

So einige haben sich immer noch nicht an das Seefahren gewöhnt und diese brachten wieder ihre Opfer. So einige Plätze blieben immer leer bei Tisch. Am Fest der Unschuldigen Kinder, das für uns ein besonderer Tag ist, (an dem die Kinder zu ihrem Recht kommen) haben wir auch wieder viel Freude gehabt. Einige Schw. nutzten die Gelegenheit aus, einen Streich zu spielen. Als wir mittags zu Tisch kamen, war unser Erstaunen groß. Der Bruder Heese und eine Schw. in echter Missionstracht saßen schon da, drehten uns nur den Rücken. Wir schauten sie mal an und die ausgestopften Puppen blieben so steif und regungslos. Aber auf unser Lachen kam alles gelaufen. Kap. u. Offiziere, Stewards und Koch und lachten mit. Es sind so einige Schw. im Kreis die immer Max und Moritzstreiche auf Lager haben. Am 29. und 30. wurde die See wieder etwas ruhiger. Täglich begleiten uns jetzt so große Vögel Albartrosse. Bei großen Tieren ist die Flügelspannweite 3-4 mt. Auch fliegende Fische sind zu sehen. Am 31. haben wir Silvester gefeiert. Am 29. fuhren wir an einem finnischen Seegler vorbei, der schon 70 Tage unterwegs und noch 30 vor sich hatte.

Der Weinachtsmann schickte nochmal Nüsse. Bei brennendem Weinachtsbaum haben wir gesungen und uns gemütlich unterhalten. Zwei Schw. hatten alle Streiche gut behalten und eine Hobelbank angefertigt mit schreienden Karikaturen. Das Lachen wollte kein Ende nehmen. Der Herr Kapitän stiftete noch echten Silvesterpunsch für alle mit richtigen Berliner Ballen dazu. Erst haben wir noch Blei gegossen. Ein kleines Stückchen Blei wurde flüssig gemacht, dann in kaltes Wasser geschüttet, nachher gedeutet. Aus meinem konnte ich ein niedliches Krippchen, eine Grotte oder ein Vogelnest deuten. Jeder hatte was anderes. Zum Schluß so gegen ½ 11 Uhr kam Herr Kap. noch mit Knallfröschen. Wir haben gezogen, sie knallten lustig auf, und ein Flötchen oder Pfeifchen kam zum Vorschein. Das gab nun ein lustiges Konzert. So gegen 11 Uhr verschwanden wir jedoch alle in unsern Kabinen. Der Schlaf wollte nicht kommen. Die Mannschaft feierte durch. Endlich schlug die Uhr 12. Überall ein Prost Neujahr rufen. Wir bekamen ein Ständchen gebracht unterm Fenster. Dann erscholl laut aus aller Munde: „Wir wünschen allen Passagieren ein Prost Neujahr", dreimal nacheinander. So zog die Mannschaft vom Schiffe rum. Wir haben es uns schön wünschen lassen und ruhig angehört. Am anderen Morgen sind wir dann rumgegangen, beim Kap. angefangen und haben allen ein glückseliges Neujahr gewünscht. Das hat allen gefreut. Wir stecken jetzt im Indischen Ozean mitten drin. Es ist so alle Tage dasselbe. Bewegte See, kühles Wetter. Im Liegestuhl kann man sich nicht aufhalten auf Deck, es ist zu kalt. Wir fahren auf dem 40. Breitengrad stark östlich nach Australien zu. Ich habe immer gemeint hier wäre es so heiß, doch ist es hier nicht anders wie dort oben an der Nordsee. Die starke Hitze haben wir nur 14 Tage gehabt, 8 Tage bevor wir übern Äquator fuhren und 8 Tage nachher. Doch zum Aushalten ist dies Kühle besser. Am 5. 1. sind wir ungefähr Amsterdam und St. Paul der kl. Insel gegenüber.

Am 6. 1. Montag. Fest der hl. drei Könige:

Heute müssen wir Abschied nehmen vom Krippchen und vom Weinachtsbaum. Wir haben morgens 3 hl. Messen und eine kurze Predigt von hw. Herrn Pater Bugdoll. Einige leiden etwas unter der Seekrankheit. Die anderen Tage 7. – 14. sind immer dieselben. Dasselbe Wetter, wohl wird es heute wieder bedeutend wärmer. Wir fahren stark nördlich der australischen Küste entlang auf Port-Pirie zu; die ersten Inseln sehen wir wieder von weitem. Wie wir uns freuen, haben wir doch in den letzten 4 Wochen nur Wasser u. Himmel gesehen. Ungefähr wie Helgoland ragt der erste Berg aus dem Wasser. Zu beiden Seiten sehen wir jetzt Land. Noch eine Nacht und wir sind auf australischem Boden. Ein Sonnenuntergang heute abend wie ich ihn noch nie gesehen so wunderbar. Am nächsten Morgen um 4 Uhr stehen einige Schw. auf um die Einfahrt ganz mit zu erleben, doch noch nichts besonderes zu sehen. Das Schiff fährt langsam, es darf nicht alleine weiter fahren.

In jedem Hafen kommt ein Lotse mit dem Boot uns entgegen, der dann das Steuern bis zur Brücke übernimmt. Jeder Kapitän ist verpflichtet den Lotsen an Bord zu nehmen und es ist auch nötig. Wer nicht gut die Fahrstraße kennt, würde bald im Sande feststecken. Um ½ 5 Uhr stehen wir auf um ¼ vor 5 sehe ich das Lotsenboot kommen. Die Strickleiter wird heruntergelassen und das Boot dem der Lotse entstiegen, fährt wieder ab. Nun fahren wir wieder weiter. Der hw. H. Pater Bugdoll wartete mit dem Messe lesen bis wir noch einmal den schönen Sonnenaufgang gesehen, etwas wunderbares. Dann gehen wir in die hl. Messe. Um ½ 8 Uhr sind wir nahe am Hafen. Das große Bleiwerk, die zweitgrößte Fabrik der Welt, sehen wir schon. Die Fahrstraße ist furchtbar eng, sehen noch wie sich 2 Haie ganz in Nähe des Schiffes zeigen. Die Möwen sind doch auf der ganzen Welt. Der Schwefeldunst kommt schon zu uns herüber. Wir lieben den stinkenden Qualm nicht u. halten so gut wie es geht Nase und Mund mit dem Taschentuch zu.

Ein Personendampfer „Rabaul mit Namen" liegt zur Abreise bereit, sobald wir die Fahrstraße verlassen u. fest anlegen nimmt er Abschied von Port-Pirie. Was hier für Leute sind? Keine Schwarzen, fast alle englischen Tüpen. Kinder und einige neugierige kommen uns bekucken. Der Arzt, die Polizei kommen an Bord. Die Pässe werden gestempelt. Der Arzt wünscht noch von allen Passagieren und der Mannschaft Hände und Stirn zu sehen, worüber unser Herr Kapitän sehr entrüstet ist. Doch alles war in Ordnung. Ein Herr vom Michaelsverein kommt und bringt schon Grüße. Er hat den Auftrag sich zu erkundigen, ob Missionare an Bord sind. In einer halben Stunde kam dann schon der Pfarrer, begrüßte uns, nahm die Herren schon mit sich, die Kirche und die Stadt anzusehn. Wir hatten 2 Tage Zeit. Da konnten wir uns im Laufe des Nachmittags auch die Kirche und die Stadt ansehen und lernten hier dann die ersten Australier kennen.

Für den andern Tag hatte uns der hw. Herr Pfarrer mit noch einigen gut befreundeten Herrn zu einer Autotour eingeladen, die wir dankbar annahmen. Die Leute sind sehr gastfreundlich. Unser Wagenführer erklärte uns alles. Wir verstanden ja natürlich nicht alles, aber es ging. Die Bäume die wir hier sahen sind Pfeffer- und Gummibaum, Eukalippten und Palmen. Durch Berge von 500 – 1000 mt höhe, die zum größten Teil buschartig bewachsen, auch hier und da Eukalippten Bäume aufweisen. In den Bergen wird Erz gefunden. Der Boden in den Bergen ist fast alles Felsgestein fast wie die Schieferberge in der Eifel. Kamen auch durch große Steppen die noch nicht bewohnt, wo wir hier und da große Schafherden entdeckten. Der Boden hat eine gelb rot braune Farbe, ist fast wie dort der Lehmboden ziemlich schwer, sehr geeignet für Weizen. Hier und da, ganz selten findet man einen Farmer, der mit 10 Pferden vor einem Kultivator den Boden beackert. Auch reich an Obst ist Australien. Es heißt wohl darum das Sonnenland, weil wir nur Juni und Juli hier kühl und frisch haben, wie bei uns im Herbst. Der Weizen wird im Mai gesät und im November geerntet. Augenblicklich haben wir hier die größte Hitze Januar, Februar über 40° C manchmal. Dann kommt noch so ein heißer Nordwind vom Äquator dazu. Alles Schöne haben wir gesehen hier in Port Pirie und bewundert. Es ist doch auf der ganzen weiten Welt wunderschön und doch müssen wir uns immer wieder eingestehen, so schön wie in der Heimat ist es nirgens. Des Nachmittags am zweiten Tag besuchte uns eine deutsche Familie, die schon fast 100 Jahre hier ansässig. Der Urgroßvater war ausgewandert und der Mann, die Frau und die Kinder, die unsern Aufenthalt in Port Pirie in der Zeitung gelesen, sprachen alle noch gut deutsch. Es kommen immer durch Besucher, darunter viele Auslandsdeutschen am Bord. Die meisten sind aus Schlesien u. Sachsen, auch Polen. Zum letzten morgen den 17. 1. schickten uns noch lb. Besucher Pastete mit Obst und Blumen. Der hw. Herr Pfarrer schenkte für die Schw. Geld das sie noch Karten schreiben konnten. Wir konnten nur dem lieben Gott danken, der so gut für uns sorgte. Um ½ 10 Uhr wollten wir morgens abfahren, doch der Ostwind hatte fast alles Wasser aus der Bucht vertrieben, das wir mit unserm Dampfer, der sehr schwer Erz geladen hatte, nicht fahren konnten. Eine große Enttäuschung für den Herrn Kapitän, der es doch so eilig hatte, um ja früh genug zu kommen zur Wollsaison. (Hier sind nähmlich keine Wollfabricken), da die Mosel große Ballen Wolle für Australien barg u. die höchste Zeit zur Saison gekommen war. Es hieß also warten bis zur nächsten Flut. Des Abends um 10 Uhr gelang es denn auch aus der Bucht herauszukommen. Das Städtchen Port Pirie ist erst 50 Jahre alt und zählt 11000 Einwohner. Davon sind 20 Prozent katholisch und sonst alle möglichen Sekten. Wir fuhren die Nacht durch und waren dann am nächsten Abend, Samstag’s den 18.1. im Hafen von Adelaide. Adelaide ist größer und stättischer wie Port Pirie. Hier wurden wir schon von den Missionaren vom hl. Herzen Jesu erwartet.

Dieselben hatten hier eine schöne große Filiale. Waren zum größten Teil Australier. Wir haben die Gastfreundlichkeit der Leute hier im fremden Lande so wohltuend empfunden. Einen lb. Brief bekamen wir hier auch aus dem lieben Mutterhaus v. Hiltrup. Ebenfalls einen Willkommensbrief von unseren australischen Mitschwestern, den uns eine Dame an Bord brachte. Auch 2 große Blumenpakete hatte die Dame geschickt. Sie war in den Weinachtsferien in Melbourne gewesen, hatte sich den Fuß verbrannt und war bei unsern Schwestern im Hospital dann 3 Wochen gewesen. Mutter Liboria hatte ihr von unserer baldigen Ankunft erzählt und so kam sie uns dann besuchen mit ihrem Mann, einem Deutschen und noch dessen Freund. Es wurde ein schöner gemütlicher Abend. Sie schenkte beim Abschied Sr. Augustinis u. mir noch jeder 5 englische Pfund.

Um 11 Uhr entschuldigten wir uns, da für uns die Schlafzeit gekommen war. Die Leute gehen hier alle nicht so früh schlafen. Am andern Morgen um ½ 9 Uhr kamen wieder die Autos, die uns durch Adelaide fahren sollten, 2 von unserer Austr. Mission und noch 4 andere gut befreundete Katholiken fuhren uns durch die Stadt und zeigten uns alle Sehenswürdigkeiten. Jeder Mann hat auch hier ein Auto. Mit dem hw. Herrn Pater Klarwaater, Pater Provinzial vom Haus hier, Schw. Theodoretis, fuhr ich zuerst zum Kloster. Sahen eine schöne große Pfarrkirche, die den Missionaren gehörte. Das Krippchen war auch noch da. Die Figuren, halbe Lebensgröße, standen in einer ausgearbeiteten Höhle, der Boden war ganz mit Stroh bedeckt, keine Tanne und kein grün, oder Blume, wohl eine wunderschöne Beleuchtung zierten es. Aber es war auch so ganz schön. Australische Schw. vom barmherzigen Sameritan haben wir auch noch begrüßt, die den Haushalt bei den Patres versorgten.

Nach einer kleinen Erfrischung sind wir dann durch die Stadt in die Berge gefahren. Ein wunderschönes Bild bot sich hier unserm Auge. Von der Höhe sahen wir die Stadt und dahinter das weite blaue Meer. Nur allzu schnell verflog die Zeit und um ½ 12 Uhr mußten wir wieder an Bord sein, da die Mosel weiter mußte, hatten wir ja schon so einen Tag Verspätung. Kurz nach 11 Uhr trafen dann auch alle Autos wieder am Hafen ein. 6 Stück im ganzen und alle waren ganz begeistert von der schönen Fahrt und der schönen Stadt. Zum letzten Mal sahen wir jetzt die Mosel in See fahren, wenn wir jetzt wieder anlegen, haben wir das Endziel unserer Reise erlangt. Voraussichtlich sind wir am Dienstagmorgen, den 21. Januar dort. Es ist Hochsommer hier in Australien und dazu eine ganz angenehme Hitze nebenbei.

Der letzte Sonntag auf der Mosel. Ein schönes Abschiedessen haben wir heute Abend. Zum Abschied bietet der Koch nochmal seine ganze Kunst auf. Ich brauch es Euch wohl nicht alle aufzählen, da Ihr es doch nicht verstehen würdet. Lege Euch einige Speisekarten mit ein. Nun kommt der letzte Tag auf der Mosel. Wir haben’s drock „packen und wieder packen, denn morgen in aller Frühe sind wir in Melbourne. Für den Abend ist eine kleine Abschiedfeier geplant. Einige Volkstänze werden eingeübt und noch einige kleine lustige Stückchen haben wir auf Lager. So geht auch der letzte Tag zur Neige und wir gehen nach einer schönen Abschiedfeier schlafen, wir zum letzten Mal in unserer schaukelnden Wiege. Früh am Morgen heißt es sich von allen verabschieden. Es bleibt uns wenig Zeit . Beim ersten Frühstück schon legen wir fest an und die ersten Herren kommen an Bord. Nicht lange da entdecken wir zwei Schwestern, die uns abholen kommen. Unsere Freude war groß. Unsere lb. Mutter Liboria und die lb. Schw. Edelburg kamen uns vom Schiff abholen. Unsere Sachen und Koffer kamen mit uns ganz gut und pünktlich an.

Es hat uns immer sehr gut gegangen ohne Zoll zu zahlen. Wenn Ihr mal später was schicken wollt würde ich Euch raten, Euch an Hiltrup zu wenden. Im großen Transport kommt alles gut über. Da werden schon bald wieder welche herüber kommen von dort. Wir haben hier vor, noch einen Neubau zu übernehmen. Doch erst heißt es englisch lernen. Die Küche ist auch ganz anders wie in Deutschland. Die Leute machen sich nicht so viel Arbeit mit dem Kochen wie bei uns daheim. Den ganzen Tag muß Toast bei den Mahlzeiten sein, auf der Glut geröstetes Weißbrot, das dann so heiß mit Butter bestrichen gegessen wird. Man muß sich an Landessitten gewöhnen. Das fühlt man alle Tage. Die Leute trinken Tee und wieder Tee. Wir aber auch einmal wenigstens Kaffee. Fleisch haben wir hier hauptsächlich Schaf, auch wohl Rind und Schweinefleisch. Doch den Vorzug hat das Schaffleisch bei den Australiern. Kaninchen sind hier eine Landplage, jeder Farmer muß sie schießen oder fangen.

Nun hab ich schon einen großen Sprung gemacht. Will Euch aber noch den ersten Tag erzählen hier in Melbourne. Mit 5 Autos fuhren wir durch die Stadt unserer neuen Heimat zu. In 10 Minuten waren wir daheim. Das war eine große Wiedersehensfreude bei so mancher M.S.C.. Unsere lb. Frau Kapitän hatten wir mitgenommen. Sie blieb dann auch den ganzen Tag bei uns. Nun ging es im großen Speisesaal, wo für uns das Frühstück bereit stand. Kaffee und Schnittchen, so ganz heimatlich. Dann haben wir erzählt von daheim und von unserer schönen Fahrt. Nun wurden die beiden Häuser besichtigt, eigentlich sind es 3. Mena Houses Hospital, Rast Hocim? oder Erholungheim und im dritten schlafen wir, studieren wir englisch und das Nähzimmer ist auch dort. Des nachmittags machten unsere Südseemissionare und Missionarinnen einen Ausflug in die Stadt. Da noch gerade 1 Platz frei war, durfte ich auch mitfahren. Zuerst fuhren wir zur Kathedrale eine sehr schöne große Kirche. Dann zu den Eucharistinern dort war den ganzen Tag Aussetzung. Die Kapelle war fast so groß wir dort die Kirche bei Euch und so viele Anbeter waren dort, das wir gestaunt haben. Der hw. H. Pater nahm uns mit ins Sprechzimmer wo er sich dann über unser woher und wohin erkundigte. Ein Glas Sprudel erfrischte uns und ein Pater sprach auch deutsch. So konnten wir uns schön unterhalten. Dann ging die Fahrt zu einem Karmeliterinnen Kloster. Die Torschwester öffnete und zeigte uns den Weg zur Kapelle. Ein kostbarer Kreuzweg ganz aus Mosaik fanden wir hier. Es ist Schenkung eines Wohltäters. Mit der ehw. Mutter konnten wir nur durch ein Gitter sprechen, sahen sie auch nicht. Das war eigen. Sie schenkte uns noch Bildchen und wir verabschiedeten uns wieder; nun war es bald Abend geworden und wir fuhren wieder nach Hause. Unsere Südseeleutchen mußten ja auch noch wieder zum Dampfer. Für sie hieß es anderntags weiterfahren. Es war doch schon ein wenig schwer. Wir hatten so manchen schönen Tag zusammen verlebt und jetzt hieß es wieder Abschied nehmen. Allen wurde es schwer. Nun sind wir schon 14 Tage hier und in 2 Tagen fährt die Mosel wieder zurück nach dort. Darum beeile ich mich mit dem Schreiben. Müßt entschuldigen wenn ich schlecht geschrieben oft war ich eilig und die Fehler müßt ihr mir verbessern. Vor gut 8 Tagen war der hw. Herr Erz-Bischof hier im Haus. Wir haben ihn alle begrüßt. Melbourne ist Bischofssitz. Das es hier ein großes umlernen ist, hab ich Euch ja schon im Brief geschrieben. Australien ist ein reiches Land. Dazu nicht so sehr bevölkert. Schwarze sieht man hier nicht, weiter ins Innere des Landes sollen noch wenige sein. Die meisten sind hier englischer Abstammung. Es ist fast so wie bei uns in Großstädten. Kartoffeln und alle Gemüse wie dort haben wir hier auch. Arbeiten tun die Leute nicht viel, haben zum größten Teil wenig ausdauer. Für Ausländer ist es auch schwer im Anfang. Überall wird hier englisch gesprochen. Nun will ich noch einige Fotos beifügen von der Reise.

Nun will ich Schluß machen mit dem Schreiben. Bleibt alle recht gesund und wohlauf. Im Gebete sind wir uns alle immer nah. In treuem Gedenken verbleibe ich immer Eure treue Schwester Maria Januaria M.S.C.

 

m. A. Sr. M. Januaria

Mena House Hospital

29 (Simsonstr.) Simpson St.,

East Melbourne

Australia